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Oppdatert 24.10.2001 14:29

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Mandager kl. 13.03
og 21.30 (reprise)

 

NRK P2 26. mars og 2. april 2001
kl. 13.03 og 21.30 (reprise)

Martin Auer, del 2 og 3

Publisert 12.12.2000 12:04 - Oppdatert 22.01.2001 15:38

Den østerrikse eventyrfortelleren og barnebokfofatteren Martin Auer forteller i tre programmer om seg selv og sine yndlingshistorier. Teksten til det første programmet (sendedato 12. mars 2001 kl. 13.03) er trykt i språkheftet TYSK 2000-2002.

Martin Auer 2


Tja, ich bin der Martin Auer. Ich hab' schon einmal erzählt davon, wie mir so die Geschichten einfallen, die ich schreibe, und dass manche Geschichten Antworten sind auf Fragen, die ich mir als kleiner Junge schon gestellt habe. Und diese Geschichte hier hat auch mit einer Situation zu tun, die ich als kleiner Bub öfter erlebt habe. Die Geschichte habe ich aber einem Kind zugeschrieben. Ich schreibe nicht so gerne über mich so direkt. Dieses Kind kommt in zwei meiner Bücher vor und heißt Kim. Damals hatte Kim große Sorgen, und deswegen heißt die Geschichte auch so.


Kim hat Sorgen
Heute bin ich von der Schule nach Hause gekommen, bin in mein Zimmer gegangen, hab mich umgesehen und hab zu mir selber gesagt: „Also, heute räume ich einmal mein Zimmer auf. So wie das da aussieht, da macht es ja wirklich keinen Spaß mehr, hier zu wohnen. Nach dem Essen werd ich gleich mein Zimmer aufräumen.” Und ich hab richtig gemerkt, wie ich mich gefreut hab auf mein aufgeräumtes Zimmer. Schließlich ist es ja mein Zimmer, und ich muss drin wohnen, und ich hab zu mir selber gesagt: „Siehst du”, hab ich zu mir gesagt, ,, ich bin alt genug, dass ich selber weiß, wann ich mein Zimmer aufräumen muss, und niemand braucht es mir zu sagen! „Und ich hab gemerkt, daß ich mich gefreut hab, daß ich ganz von selber mein Zimmer aufräumen werd, ohne dass es mir wer gesagt hat. Beim Mittagessen hat meine Mutter dann zu mir gesagt: „Kim”, hat sie gesagt, „heute räumst du endlich einmal dein Zimmer auf!” Da war ich ganz traurig. Und jetzt sitz ich da und kann mein Zimmer nicht freiwillig aufräumen. Und unfreiwillig mag ich es nicht aufräumen. Und wenn ich es heute nicht aufräume, dann wird die Mutter mit mir schimpfen und wird morgen wieder sagen, ich soll mein Zimmer aufräumen, und dann kann ich es morgen auch nicht freiwillig aufräumen. Und so weiter, bis in alle Ewigkeit. Und in einem so unordentlichen Zimmer mag ich auch nicht wohnen. Ich sehe keinen Ausweg. Ich glaube, ich muss auswandern.

Ja, Kim ist natürlich nicht ausgewandert, und ich bin auch nicht ausgewandert. Manchmal bleibt einem wirklich fast nicht anderes übrig als auszuwandern. Die meisten Kinder kommen sich ja furchtbar unglücklich vor. Jeder denkt sich ja immer: "Ich bin der größte Pechvogel der Welt, ich hab das größte Unglück der Welt." Später kommt man dann erst drauf, dass es den anderen ja ganz genauso gegangen ist. Nur, nur der Clemens, der Clemens ist ein glückliches Kind. Der Clemens kommt in der nächsten Geschichte vor und diese Geschichte heißt:

Das Frühstück
Clemens ist ein glückliches Kind. Seine Mutter hat wirklich Zeit für ihn und kümmert sich um ihn. "Guten Morgen!", sagt sie am Morgen, "Aufstehen, Clemens! Willst du heute die grüne Hose anziehen oder die blaue? – Na, ich hab dir die blaue herausgelegt. Und zieh das gelbe Hemd dazu an. Das passt zu Blau. Vergiss die Hosenträger nicht. Gestern ist dir die Hose hinten so heruntergehängt, das schaut gar nicht schön aus. Wäscht du dir auch gut die Ohren? Wart, ich helf dir. So, jetzt sind die Ohren schön sauber. Nimm die neue Zahnbürste zum Zähneputzen. Die alte ist schon ausgefranst. Ich schmier' dir schon dein Butterbrot. Magst du Marmelade drauf? Na, Honig ist besser. Ich tue dir Honig drauf. Beeil dich ein bisschen. Der Kakao wird sonst kalt. Soll ich dir die Haut herunter nehmen vom Kakao? So ist es besser. Ist der Kakao noch warm? Sonst wärm ich ihn dir auf. Aber dann gibt es wieder eine Haut. Es ist besser, du trinkst ihn so. Trink nicht so schnell, sonst kriegst du wieder Bauchweh. Und pass mit dem Honigbrot auf. Schau, es rinnt dir ja der ganze Honig über die Hand. Warte, ich geb dir eine Serviette. Gib die Hand her. So, jetzt ist es weg, oder? Ist es noch klebrig? Geh dir lieber die Hände waschen. Das Honigbrot iss nachher weiter. Lass nicht wieder die Seife im Wasser liegen. Trödel nicht so lang im Bad. Komm her und iss fertig. Du kommst sonst zu spät in die Schule. Hast du die Schultasche gepackt? Nichts vergessen? Warte, ich schau nach. Was hast du denn heute für Stunden? Ich hab dir Käsebrot eingepackt mit Tomaten. Willst du einen Apfel dazu haben oder eine Banane? Apfel ist besser. Von Banane kriegst du Verstopfung. Und iss nicht alles gleich in der ersten Pause auf, sonst kriegst du Hunger und kannst nicht aufpassen. Es ist Zeit für dich. Zieh dich an. In zwei Minuten musst du aus dem Haus sein. Vergiss die Kappe nicht. Warum setzt du dich nicht nieder zum Schuhe zubinden? Überhaupt geht es viel leichter, wenn man sich die Schuhe zuerst anzieht, und dann erst den Mantel. Nimm den Wollschal. Im Radio haben sie gesagt, es wird kühl. Jetzt schaut es zwar warm aus, aber man kann nie wissen. Sonst verkohlst du dich noch. Warum willst du denn jetzt mit den Schuhen ins Zimmer? Sag mir, was du vergessen hast, ich hol es dir. Aber wenn es nichts für die Schule ist, dann ist es jetzt zu spät. Geh lieber. Für die Schule hast du ja alles. Und komm gleich nach Hause nach der Schule. Wenn du zu spät kommst, mach ich mir Sorgen. Ich kann ja nicht wissen, ob du nicht unter ein Auto gekommen bist. Von etwas Schlimmeren will ich gar nicht reden. Hast du Taschentücher mit? Warte, ich geb dir noch Taschentücher. Da. Und jetzt geh. Ich koch dir auch was Gutes zu Mitrag. Willst du Fischstäbchen oder Pizza? Na, Fisch ist gesünder. Also, tschüss dann. Beeil dich. Gib deiner Mutter noch einen Kuss. So, und jetzt lauf. Und pass auf, wenn du über die Straße gehst. Und renn nicht. Wenn du nicht wieder beim Spielzeuggeschäft stehenbleibst, hast du genug Zeit.

Er ist ein netter Bub, der Clemens. Wirklich. Er hat nur einen Fehler: Er hört einem einfach nie zu.

Ja, mit dem Zuhören ist das auch so eine Sache. Also, man kann sich zur Wehr setzen, indem man einfach abschaltet und nicht zuhört. Ich hab das auch einmal probiert. Aber mir ist es nicht gelungen. Ja, darüber habe ich eine Geschichte geschrieben und die heißt: Das weinende Gespenst.


Das weinende Gespenst
Als ich nach Hause kam, saß vor meiner Tür ein Gespenst und weinte.
„Na sagen Sie mal!" sagte ich. „Was machen Sie denn da?"
„Ich hab keinen Schlüssel" heulte das Gespenst.
„Wozu wollen Sie denn einen Schlüssel? Sie wohnen doch da nicht!"
„Aber ich will doch hier geistern!" heulte das Gespenst.
„Nein nein", sagte ich, „kommt nicht in Frage!" und machte dem Gespenst die Tür vor der Nase zu.
Aber das Gespenst blieb vor meiner Tiir sitzen und weinte. Nicht einmal laut, nur gerade so, dass ich es hören konnte.
Nach einer Weile hielt ich es nicht mehr aus. „Also schön, kommen Sie rein, ich kann mich ja gar nicht auf meine Arbeit konzentrieren."
Das Gespenst setzte sich aufs Sofa und schneuzte sich in einen Zipfel von – na ja, von sich selber. Eine Weile war es ruhig. Dann begann es von neuem zu seufzen.
„Was haben Sie denn jetzt schon wieder?"
„Dieses elektrische Licht! Ich kann mich einfach nicht daran gewöhnen! Zu meiner Zeit hat es nur Kerzen gegeben."
„Da kann ich Ihnen jetzt nicht helfen. Ich muss heute noch eine Geschichte schreiben, und dazu brauche ich Licht."
Da fing das Gespenst wieder an ganz leise zu weinen, und mir blieb nichts übrig, als das elektrische Licht auszumachen und meine Geschichte bei Kerzenlicht zu schreiben. Aber nach fünf Minuten seufzte das Gespenst schon wieder.
„So werd ich nie mit meiner Geschichte fertig! Was gibt's denn?"
„Können Sie mir – können Sie mir sagen, wie spät es ist?"
„Da drüben steht mein Wecker!"
Das Gespenst fing schon wieder an zu heulen.
„Ich kann doch diese – diese Digitaluhren nicht lesen. Wie soll ich denn wissen, wann Mitternacht ist?"
„Es ist fünf vor acht, wenn Sie's genau wissen wollen, Sie haben noch genug Zeit! Kann ich jetzt endlich meine Geschichte schreiben?"
„Ach wissen Sie, ich langweile mich so!"
Es blieb mir nichts übrig: ich musste mit dem Gespenst Karten spielen, bis ich ihm endlich sagen konnte, dass jetzt Mitternacht war.
„Huhu!" sagte das Gespenst.
„Ja und?"
„Jetzt müssen Sie sich fürchten!"
„Na hören Sie, ich werde mich doch nicht vor einem Gespenst fürchten, mit dem ich den ganzen Abend Karten gespielt habe und das mir in einem fort die Ohren vollheult!"
Was sollte ich tun? Ich legte mich ins Bett, zog mir die Decke über die Nase und fürchtete mich.
Und seither kommt das Gespenst jeden Abend und jammert mir die Ohren voll und verlangt, ich soll mich vor ihm fürchten. Und schön langsam, schön langsam fürchte ich mich wirklich.


Martin Auer 3


Ich reise ja viel, fahr' viel herum, um meine Geschichten zu erzählen, vorzulesen, und da treffe ich sehr viele Leute und natürlich auch viele Kinder. Und da fällt mir auf, dass es sehr viele Kinder gibt, die sehr früh hart werden, die keine Gefühle zulassen, die sich wie mit einem Panzer umgeben. Und da frage ich mich, ja, wie kann es sein, dass ein zehnjähriger Junge oder auch ein Mädchen so hart wird, und... und warum ist das so. Und darüber habe ich lange nachgedacht, und das hat wohl viel mit Angst zu tun. Mit der Angst, die wir heute oft haben, wenn wir die Nachrichten hören, wenn wir das Fernsehen aufdrehen, sehen was alles los ist in der Welt. Und... ich hab mir da eine Geschichte ausgedacht. Das war so 1989. Damals hat man gesagt: Ja, jetzt gibt es diesen Gegensatz zwischen Ost und West nicht mehr und jetzt kommt eine friedliche Zeit für Europa und deswegen auch für den Rest der Welt hoffentlich. So haben viele Leute das gesehen. Und ich habe damals diese Geschichte geschrieben. Und als das Buch fertig war, da war dann schon der Golfkrieg, und man hat im Fernsehen diese Raketenangriffe gesehen, und die Kinder haben in den Schulen Panzer gezeichnet und Lastautos mit Raketenwerfern. Und ich war ganz erstaunt, wie gut die das konnten, wie genau die das gesehen haben. Und das Buch hat bis heute seine Aktualität nicht verloren. Es ist dann der Krieg wieder nach Europa gekommen, es ist Krieg in Bosnien gewesen, der Krieg im Kosovo. Und leider muss ich sagen, habe ich damals ganz recht gehabt, diese Geschichte zu schreiben. Die Geschichte heißt:


Der blaue Junge
Weit draußen hinter den Sternen ist alles ganz anders als hier. Und noch weiter draußen ist alles noch ganz anders als dort, wo alles ganz anders ist als hier.
Aber wenn man ganz weit fliegen würde, ganz weit, ganz fern, dorthin, wo alles ganz anders ist als überall, dort wäre es vielleicht dann wieder fast genauso wie hier.
In dieser fernen Gegend ist vielleicht ein Planet, so groß wie unsere Erde, und auf diesem Planeten leben vielleicht Leute, die fast genauso aussehen wie wir, nur dass sie blau sind und ihre Ohren zuklappen können, wenn sie nichts hören wollen.
Und auf diesem fernen Planeten war vielleicht einmal ein großer Krieg ausgebrochen, und viele der blauen Leute waren gestorben. Viele Waisenkinder waren zurückgeblieben, und auf den Trümmern eines Hauses, das die Bomben zerstört hatten, saß ein kleiner blauer Junge und weinte um seinen Vater und seine Mutter.
Er saß lange Zeit so da und weinte, aber dann hörte er auf, denn er hatte alle Tränen geweint, die er gehabt hatte. Er klappte seinen Kragen in die Höhe, steckte die Hände in die Taschen und ging davon. Wenn er einen Stein sah, kickte er ihn fort, und wenn er eine Blume sah, trat er darauf.
Ein kleiner Hund kam ihm entgegen, sah ihn an und wedelte mit dem Schwanz. Dann drehte er um und ging neben dem Jungen her, so, als hätte er sich entschlossen, ihn zu begleiten.
»Geh weg!« sagte der Junge zu dem Hund. »Du musst weggehen. Wenn du bei mir bleibst, muss ich dich liebhaben, und ich will in meinem ganzen Leben niemanden mehr liebhaben.”
Der Hund sah ihn an und wedelte lustig rnit dem Schwanz.
Da fand der Junge ein Gewehr, das neben einem toten Soldaten lag. Er hob das Gewehr auf und zeigte es dem Hund. »Dieses Gewehr kann dich erschießen!« sagte er böse. Da lief der Hund fort.
»Dich nehme ich mit!” sagte der Junge zu dem Gewehr. »Du wirst mein guter Kamerad sein.« Und er schoss mit dem Gewehr auf einen toten Baum.
Dann fand er in einem Feld einen verlassenen Flugroller. Er setzte sich hinein und versuchte ihn zu starten. Der Flugroller funktionierte.
»Jetzt habe ich ein Gewehr und einen Flugroller«, sagte der Junge. »Die sollen jetzt meine Familie sein. Ich hätte auch einen Hund haben können, aber er wird vielleicht getötet werden, und dann werde ich vor Weinen sterben müssen.«
Er flog mit dem Flugroller, bis er ein Haus sah, aus dem Rauch kam. »Dort lebt noch jemand«, sagte der Junge. Er flog um das Haus herum und schaute durch die Fenster: Es war nur eine alte Frau da, die etwas kochte.
Der Junge stellte seinen Flugroller vor dem Haus ab, nahm sein Gewehr und ging hinein. »Ich habe ein Gewehr!« sagte der Junge zu der alten Frau. »Du musst mir etwas zu essen geben!«
»Ich würde dir auch so etwas geben«, sagte die alte Frau, »du kannst dein Gewehr ruhig wegstellen.«
»Du sollst nicht nett sein zu mir!« sagte der Junge böse. »Mein Gewehr kann dich erschießen!«
Da gab die alte Frau ihm etwas zu essen, und er flog weiter.
So lebte der Junge nun. Er richtete sich ein Versteck ein in einem verlassenen Haus. Wenn er hungrig war, flog er irgendwohin, wo es Leute gab, und zwang sie mit seinem Gewehr, ihm etwas zu essen zu geben.
Sonst flog er über die verlassenen Schlachtfelder und sammelte Teile von Waffen und Fahrzeugen, die dort liegengeblieben waren. Das brachte er alles in sein Versteck.
»Ich werde mir einen Riesenpanzerroboter bauen! « sagte er zu sich selbst. »Er wird hundert Meter groß sein und hunderttausend Tonnen schwer, und ganz oben in seinem Kopf werde ich meine Lenkkabine haben. Dann bin ich mächtig, und niemand kann mir etwas tun.«
Eines Tages kam an seinem Versteck ein Mädchen vorbei. Der Junge ging mit seinem Gewehr hinaus und sagte: »Du musst weggehen! Mein Gewehr kann dich erschießen!«
»Ich will doch gar nichts von dir«, sagte das Mädchen. »Ich bin nur schauen gegangen, ob die Pilze wieder wachsen.«
»Du musst weggehen!« sagte der Junge. »Ich will niemanden bei mir haben!”
»Bist du denn ganz allein?« fragte das Mädchen.
»Nein«, sagte der Junge, »ich habe ein Gewehr und einen Flugroller, die sind meine Familie. Und eines Tages werde ich einen Riesenpanzerroboter haben!«
»Hast du denn niemand Lebendiges?« fragte das Mädchen.
»Ich hätte einen Hund haben können. Aber wenn man ihn getötet hätte, hätte ich vor Weinen sterben müssen.«
»Ich habe auch niemand Richtiges«, sagte das Mädchen. »Wir könnten zusammenbleiben.«
»Ich will niemanden haben, den ein Gewehr erschießen kann!”
»Dann musst du dir eben jemand suchen, den kein Gewehr erschießen kann!« sagte das Mädchen und ging fort.
Der Junge aber baute sich einen Riesenpanzerroboter und setzte sich hinein. Ganz oben in den Kopf setzte er sich, dort, wo er die Lenkkabine eingebaut hatte.
Dann machte er sich auf und fuhr in seinem Riesenpanzerroboter durch das Land. Überall schrien die Leute, wenn sie ihn kommen sahen, und wollten davonlaufen. Aber dem Riesenpanzerroboter konnten sie nicht entkommen.
Der Junge hatte oben in seiner Lenkkabine ein Mikrofon, und alles, was er da hineinsagte, kam brüllend aus dem Mund des Riesenpanzerroboters. »Ist hier jemand, den ein Gewehr nicht erschießen kann?« brüllte der Roboter. Aber wo immer er hinkam, liefen die Leute nur vor ihm davon, und nie fand er jemanden, den ein Gewehr nicht erschießen kann.
Eines Tages aber sah er von seiner Lenkkabine hoch oben, dass da unten jemand nicht weglief vor ihm, sondern stehenblieb und etwas hinaufrief. Er war aber so hoch oben, dass er es nicht hören konnte.
»Vielleicht ist das jemand, den ein Gewehr nicht erschießen kann?” dachte der Junge und kletterte hinunter. Es war aber die alte Frau, die ihm damals Essen gekocht hatte. »Wolltest du mir etwas sagen?” fragte der Junge.
»Ja”, sagte die alte Frau. »Ich habe von jemandem gehört, den ein Gewehr nicht erschießen kann. Ich dachte, das muss ich dir sagen.«
»Und wer ist das?« fragte der Junge.
»Es ist ein alter Mann, der oben auf dem Mond wohnt. «
»Dann muss ich ihn suchen«, sagte der Junge, »denn ich will niemanden haben, den ein Gewehr erschießen kann.« Und er legte einen Hebel um, und sein Riesenpanzerroboter verwandelte sich in eine Riesenpanzerrakete und flog mit ihm zum Mond.
Oben auf dem Mond musste der Junge lange suchen. Aber schließlich fand er den alten Mann. Der saß hinter einem Fernrohr und schaute auf den blauen Planeten hinunter.
»Bist du der, den kein Gewehr erschießen kann?« fragte der Junge den alten Mann.
»Ich glaube schon«, sagte der alte Mann.
»Und was siehst du da in deinem Rohr?«
»Ich studiere die Leute auf dem Planeten unten.«
»Kann ich vielleicht bei dir bleiben?« fragte der Junge.
»Vielleicht«, sagte der alte Mann. »Warum willst du denn gerade bei mir bleiben?”
»Weil ich bei niemandem bleiben will, den man erschießen kann. Als meine Eltern gestorben sind, habe ich alle Tränen geweint, die ich hatte. Ich hätte einen Hund haben können, aber wenn man ihn getötet hätte, hätte ich vor Weinen sterben müssen. Ich hätte auch bei einer alten Frau bleiben können oder bei einem kleinen Mädchen. Aber sie waren nicht gepanzert gegen Gewehrkugeln, und wenn man sie getötet hätte, hätte ich vor Weinen sterben müssen.«
»Es ist gut«, sagte der alte Mann, »du kannst bei mir bleiben. Mich kann niemand erschießen, denn hier gibt es keine Gewehre.«
»Ist es nur das?« fragte der Junge.
»Ja, nur das”, sagte der alte Mann.
»Ich habe aber mein Gewehr mitgebracht.«
»Schade«, sagte der alte Mann, »jetzt kannst du nicht bei mir bleiben. Dein Gewehr könnte mich erschießen.«
»Dann muß ich also wieder gehn«, sagte der Junge.
»Ja«, sagte der alte Mann.
»Schade«, sagte der Junge.
»Tut es dir leid?«
»Ja, ich wäre gern hier geblieben.«
»Du könntest vielleicht dein Gewehr wegsverfen?”
»Vielleicht.«
»Und dann könntest du doch bei mir bleiben.”
»Vielleicht«, sagte der Junge. »Und was würde ich dann tun?«
»Du könntest durch dieses Fernrohr schauen. Dann würdest du vielleicht einmal sehen, warum die Leute da unten Kriege führen.«
»Und warum führen sie Kriege?«
»Ich weiß es noch nicht, aber vielleicht weil sie nicht genug voneinander wissen. Weil sie so viele sind und ihr Leben so kompliziert ist, dass keiner weiß, was seine Taten für Folgen haben. Weil sie nicht wissen, woher das Fleisch kommt, das sie essen, und wohin das Brot geht, das sie backen. Weil sie nicht wissen, ob aus dem Eisen, das sie aus der Erde holen, Bagger gemacht werden oder Kanonen. Weil sie nicht wissen, ob sie das Fleisch, das sie essen, nicht anderen wegessen. Wenn sie sich so von oben sehen könnten, würden sie vieles vielleicht besser verstehen.«
»Dann müsste man es ihnen zeigen?« sagte der Junge.
»Vielleicht«, sagte der alte Mann, »aber ich bin zu alt und zu müde dazu.«
Da ließ der Junge sein Gewehr fallen, und es fiel durch den Weltraum hinunter, bis auf den Planeten, und dort zerbrach es.
Der Junge aber blieb lange, lange Zeit bei dem alten Mann auf dem Mond und schaute durch das Fernrohr und studierte die Leute da unten. Und eines Tages ist er vielleicht hinuntergeflogen und hat ihnen erklärt, was sie falsch gemacht haben.


 
 
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